e-mail-interview am 21.04.2013 mit helga hansen, bloggerin.
# wann, wo und mit welcher idee hast du damals begonnen, dich für cyberfeminismus im netz zu engagieren?
ich habe 2005 angefangen „privat“ zu bloggen. auf blogger.com, wo man über einen kleinen button immer neue zufallsblogs zu sehen bekam. irgendwann habe ich dann feministe.us gefunden und langsam wurde mein eigenes bloggen „politischer“ (zuerst noch mehr in richtung datenschutz). das hat sich dann aber immer weiter in richtung feminismus entwickelt, da gab es auch einfach weniger blogs zu.
# mit welchen (kollektiven) akteuren hast du dich damals vernetzt?
schon ganz am anfang hat die mädchenmannschaft sich ein wenig mit ihren leserinnen vernetzt. mit der girls on web society ist das noch mal größer geworden. ich bin noch in einigen anderen gruppen/„like“ feministische facebook-seiten und habe dann auch offline mit den jahren immer mehr feminist_innen kennengelernt. genderbar hamburg, netz-feministisches bier in berlin und wien… ich versuche auch immer, leute zu treffen, wenn ich reise.
# hast du verbindung zu anderen feministischen akteuren im nicht-deutschsprachigen web? (von persönlichen kontakten über vernetzungen im diskurs bis hin zu gemeinsamen projekten/camps…)
nein, leider fast gar nicht. ich versuche ab und an, französische blogs zu lesen, englisch-sprachige seiten lese ich täglich. vom young media summit kenne ich noch ein paar aktivistinnen im arabisch-sprachigen raum, aber da ist die sprachbarriere zu hoch, sich regelmäßig auszutauschen.
# welche rolle spielen bilder in deiner online-kommunikation?
ich versuche, artikel möglichst mit creative commons-bildern (oder eigenen) aufzuhübschen. ein Gif sagt manchmal mehr als 1000 worte. auch videos binde ich gerne ein, versuche aber, auf untertitel zu achten. leider ist das mitdenken von barrierefreiheit noch wenig ausgeprägt, auch bei bildern und dem einstellen einer bildbeschreibung im alt-text.
# wenn du auf das deutschsprachige feministische web schaust, was hat sich seit beginn deines blogs verändert und was ist gleich geblieben?
vieeeeel hat sich verändert, sehr viel. es gibt viel mehr blogger_innen, es gibt viel mehr diskussionen, intersektionalität ist angekommen. einige waren sogar schon im fernsehen! die süddeutsche hat ein blog zu „frauen“ gestartet. für die debatte um die frauenquote gab es liveticker aus dem bundestag. für einige themen ist es aber immer noch nicht möglich, großen politischen druck aufzubauen. die änderung des transsexuellengesetzes etwa, oder die empfehlungen für den umgang mit intersexuellen menschen vom ethikrat.
gleich geblieben sind vermutlich die trolle und maskulisten, die scheinbar nichts besseres haben, als jeden artikel auf feministischen blogs und tweets zu kommentieren. ich frag mich immer, warum die soviel zeit haben. ich komme schon kaum hinterher, alles zu lesen!
# kann man von einer feministischen community im deutschsprachigen web sprechen? wenn ja, wann hat die sich deiner meinung nach herausgebildet? wenn nein, warum nicht?
ist es eine community, wenn sich die ersten schon wieder zerstreiten? oder schon wieder mehrere? die aufspaltung in verschiedene strömungen hat ja jede feministische bewegung bisher getroffen. so gesehen sind wir über „die community“ schon wieder weg und bei mehreren communities angelangt. andererseits werden „wir“ von außen vermutlich immer noch als „eine“ community von feminist_innen wahrgenommen.
# dankeschön, helga.
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