e-mail-interview vom 23. bis 26.03.2013 mit antje schrupp, bloggerin.
# wann und warum haben sie ihr blog begonnen?
ich habe schon seit Ende der 1990er jahre eine homepage, auf der ich texte von mir veröffentlicht habe, und fand daher schon bald die idee gut, die sich mit dem aufkommen von blogs ergeben hat, nämlich auch die möglichkeit für kommentare und weiterführende diskussionen zu haben. mein erstes blog in dem sinne habe ich 2006 eingerichtet. im januar 2007 habe ich dann außerdem zusammen mit anderen das feministische gemeinschaftsblog www.bzw-weiterdenken.de gestartet. einen schub bekam das ganze dann nochmal anfang 2009, als ich mich auch bei twitter und facebook angemeldet habe, was dann die vernetzung zu weiteren kreisen ermöglicht hat.
# mit welchen (kollektiven) akteuren haben sie sich damals vernetzt?
zunächst einmal mit den menschen, die ich ohnehin bereits kannte, sei es aus feministischen oder privaten oder sonstigen zusammenhängen, aber es hat sich dann schnell ausgeweitet auf viele andere einzelpersonen, die sich mit netzpolitischen/feministischen themen beschäftigen. das funktionierte im prinzip als schneeballsystem und tut es auch weiterhin. ich denke, dass ich inzwischen die meisten kenne, das ergibt sich über twitter oder facebook oder das gegenseitige bloglesen. viele habe ich inzwischen auch schon persönlich getroffen, zum beispiel letztes jahr im mai beim gendercamp in hüll oder auf anderen konferenzen oder auch bei persönlichen treffen, wenn ich mal in berlin war oder sonst irgendwo auf veranstaltungen. das ist kein organisatorisch fester kontakt, sondern bewegt sich auf der ebene von beziehungen: wir kennen unsere namen und blogs, wissen voneinander und dann ergibt sich je nach kontext ein kontakt oder eine vernetzung.
# wenn sie auf das deutschsprachige feministische web schauen, was hat sich seit beginn ihres blogs verändert und was ist gleich geblieben?
in den vier jahren, seit ich das beobachte, sind feministische stimmen im netz deutlich hörbarer geworden und haben sich auch ausdifferenziert. war es anfangs noch so “oh, da ist noch eine feministin”, sind es inzwischen sehr viele, die auch untereinander nicht immer dieselbe meinung haben. was ich aber bereichernd finde. und es ist auch mehr als früher so, dass feministische debatten und aspekte in die ehedem doch arg männerdominierte “netzgemeinde” hinein ausstrahlen. zum beispiel gibt es inzwischen mehr beiträge von frauen, auch mit feministischem hintergrund, bei der republica. auch viele männer äußern sich inzwischen zu feministischen themen. und ich beobachte auch eine gewisse hinwendung zum feminismus bei bloggerinnen, die das thema früher eher nicht in der palette hatten.
# haben sie auch verbindungen zu nicht-deutschsprachigen webaktivist_innen bzw. beziehen sie sich in ihrem blog auch auf nicht-deutschsprachige netzbeiträge?
nein, eher nicht. ich lese ein paar englischsprachige blogs und verlinke die auch hin und wieder, aber internationale vernetzung läuft im bereich des feminismus für mich noch vorwiegend über mail, weil die feministinnen, die ich im ausland kenne (vor allem italien) die sozialen netzwerke kaum nutzen (wie auch viele deutschsprachige feministinnen, die ich kenne, leider :)) – gut vernetzt bin ich mit frauen aus der schweiz oder österreich. aber um zu feministinnen über den deutschsprachigen raum hinaus beziehungen aufzubauen, dazu fehlen mir zeit und ressourcen…
# nutzen sie auch bilder in ihrem blog und wenn ja, wozu?
ich stelle wenn möglich fotos zu meinen blogposts, aber eigentlich nur zu illustrativen zwecken. gelegentlich auch ein video, wenn es sich inhaltlich anbietet, aber selten. am ehesten arbeite ich noch mit bildern, wenn es um sexistische werbung geht, da bietet es sich ja auch an. ansonsten bin ich eher ein textmensch :))
# kann man ihrer meinung nach von einer feministischen community im deutschsprachigen web sprechen? wenn ja, wann hat die sich ihrer meinung nach herausgebildet? wenn nein, warum nicht?
ich würde eher sagen, es gibt inzwischen verschiedene feministische und teilfeministische communities mit unterschiedlichen überschneidungsgraden. der feminismus im netz hat inzwischen viele stimmen und nicht alle möchten mit allen in einen topf geworfen werden. ich finde das gut, weil feminismus ist in sich pluralistisch, und das bildet sich natürlich im netz auch ab.
# vielen dank antje schrupp!
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